„Geh mal rüber zu Suse“, sagte die damalige Übungsleiterin beim Eltern-Kind-Turnen, Elke Friedrichsen zu Janina Peglow. Janinas Mutter Erika Witter befolgte den Rat. Klein-Janina ging zu den Turnerinnen nebenan – und leitete beim PSV Eutin eine Ära ein.

1988 startete Janina Peglow zum ersten Mal beim Landesbestenmehrkampf. Ihre Leistung sorgte für Aufmerksamkeit. Sie wurde Zweite in ihrer Altersklasse. Fachwart Holger Thomsen meldete sich mit einem handgeschriebenen Brief. Inhalt: „Du hast Talent, mit deiner Leistung hast du Chancen bei den deutschen Meisterschaften eine Medaille zu holen.“

Das ist vier Jahrzehnte her, in denen Janina Peglow nicht nur als Athletin Erfolg an Erfolg reihte, sondern sich auch als Trainerin einen Namen gemacht hat. Heute gehört sie zum Trainerinnenteam des PSV Eutin.

Erster Deutscher Meistertitel 1990

Janina Peglow startete Ende der achtziger Jahre durch, wurde 1989 auf Anhieb Deutsche Vizemeisterin. Sie trainierte fleißig und gewann bald den ersten Deutschen Meistertitel: „Das war der Hammer, ein tolles Gefühl, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.“ Das war 1990 beim Deutschen Turnfest in der Region Dortmund/Bochum.

Janina Peglow wurde zur Vorzeige-Jahnkämpferin, lieferte sich nervenaufreibende Duelle mit Kathrin Hoppstädter vom TuS Wiebelskirchen aus dem Saarland. „Da bin ich in einigen Jahren nur Zweite geworden“, erinnert sich Janina Peglow. Die beiden wechselten sich munter ab. Kathrin Hoppstädter sammelte zehn Deutsche Meistertitel – Janina Peglow 14.

Wer Janina Peglow sagt, meint meistens auch Susann Meyer. Das Duo prägt das Turnen auf verschiedenen Ebenen. Janina wurde schnell Trainerin, weil „Suse“ Meyer sonst weitgehend allein auf weiter Flur gestanden hätte. „Oft habe ich an den Geräten geturnt und dann den anderen Mädchen geholfen, mit ihnen Übungen eingeübt – und bin, wenn ich wieder dran war, wieder ans Gerät gegangen. Dass ich Trainerin geworden bin, hat sich so ergeben“, erinnert sie sich.

Dazu übernahm sie Verantwortung, ist Kampfrichterin, bildet Kampfrichter aus und ist Fachwartin für die Mehrkämpfe. Zweimal holten Suse Meyer und Janina Peglow deutsche Meisterschaften nach Eutin, mit Organisationstalent und Hartnäckigkeit.

Die große Liebe kam kurz nach dem Abitur

Auch beruflich prägt der Sport ihr Leben. Sie studiert an der Sporthochschule in Köln, pendelt an den Wochenenden nach Eutin. Das ist eine sportliche, aber vor allem eine Herzensangelegenheit. „Ich habe mich einen Tag nach meiner schriftlichen Abiturprüfung verliebt.“ Sie schafft den Spagat, ist ab Freitag an den Wochenenden in Eutin. In Köln gibt es kaum Möglichkeiten, Wasserspringen zu trainieren. In Eutin gibt es ein Ein-Meter-Brett, auf dem sie sonnabends mit dem PSV trainieren kann. Sie ist in ihrem Sport erfolgreich, schließt ihr Studium als Diplom-Sportlehrerin ab und heiratet Kai Peglow, der ein begeisterter und erfolgreicher Badmintonspieler ist.

Eigenes Studio in Eutin-Neudorf

Ihre beiden Töchter Kara und Phina schnuppern früh Sporthallenatmosphäre. „Ich habe sie beide mitgenommen, als sie noch im Babysafe lagen. Als sie laufen konnten, sind sie mit rumgesprungen“, erinnert sich Janina Peglow. Sie hat sich mit ihrem Studio „BewegungsArt“ in Eutin-Neudorf selbstständig gemacht, bietet Prävention, Beckenbodentraining und Jumping Fitness an, dazu „Trittsicher durchs Leben“. Dieses Angebot richtet sich vor allem an ältere Menschen, soll Sturzgefahren und damit das Verletzungsrisiko verringern. „Das ist megawichtig, denn bei jeder Treppenstufe stehst du nur auf einem Bein“, stellt sie fest.

Beim PSV Eutin ist sie eine Institution. „Eigentlich läuft es wie immer“, verrät sie: „Ich bin schon mit 18 zurselben Zeit montags, dienstags und freitags in dieselbe Sporthalle gegangen, am Sonnabend in dieselbe Schwimmhalle und habe Training angeboten.“ Das sei ihr beim 30jährigen Abitreffen aufgefallen.

Inzwischen hat sich ihr Aufgabengebiet geändert, die Trainerinnen Susann Meyer, Bianca Stock, Betsy Klahr, Lena Weber, Gertje Carstensen und Janina Peglow verstehen sich als Team, teilen sich die Aufgaben bei den kleinen Anfängerinnen und bei den großen, die an Meisterschaften teilnehmen.

Die Turnerabteilung sei eine Familie, sagt Janina Peglow dankbar. Ihre Mutter Erika habe bei den Landesbestenwettkämpfen Urkunden geschrieben. Suse Meyer ist die Patentante für Janinas Tochter Phina.

Erfolgreiche Töchter

Ein ganz besonderes Erfolgserlebnis ist es, wenn ihre Töchter erfolgreich sind: „Kara ist Deutsche Vizemeisterin im Jahn-Sechskampf geworden und auch Phina hat sich mit dem sechsten Platz bei deutschen Meisterschaften durchgesetzt“, berichtet die stolze Mutter.

Und sie freut sich, wenn auch heute Kinder in die „Blaue Lehmkuhle“ kommen, die vorher beim Eltern-Kind-Turnen waren: „Die Übungsleiterin hat uns hierher geschickt…“